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Frühzeitig handeln

XTRA-ARTIKEL AUSGABE 2/2023

 

Healthcare

—2033

Kardiale Vorsorge ist das Spezialgebiet von Dr. med. Engin Osmanoglou, dem Ärztlichen Direktor der MEOCLINIC in Berlin. Im Interview erklärt er, wie er bei seiner Arbeit von innovativer Point-of-Care-Technik optimal unterstützt wird. 

Interview: Arnd Petry

Fotos: Patrick Desbrosses

Herr Dr. Osmanoglou, welche Patientinnen und Patienten kommen in Ihre Sprechstunde und welche Erwartungen haben sie?

Der Schwerpunkt unserer Arbeit in der Kardiologie ist die Prävention. Viele ältere Patienten kommen daher ohne akute Beschwerden und wollen wissen, wo sie gesundheitlich stehen. Die konkreten Fragen lauten: Wie hoch ist mein Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Krebs? Wie steht es um meine Lebenserwartung? Und was kann ich tun, um gesund zu bleiben? Mein Ziel ist es, den Patienten einen konkreten Fahrplan mitzugeben. Dafür evaluiere ich zunächst das individuelle Risikoprofil anhand von Laborparametern und erläutere dann, was konkret unternommen werden kann. Schließlich ist es nie zu spät, mit einem gesunden Lebensstil sowie individueller Therapie von Grunderkrankungen die Lebensqualität zu erhöhen und lebensbedrohliche Ereignisse abzuwenden, wenn wir das individuelle Risiko kennen. Genau das wollen wir tun, und das erwarten unsere Patienten auch von uns.

Welche Parameter bestimmen Sie dafür?

Da unsere Klinik primär auf Vorsorge fokussiert ist, interessieren uns grundsätzlich die Themen Blutbild, Cholesterin, Zucker, Schilddrüse, Leber und Niere, um ein umfangreiches Bild des Gesundheitszustands unserer Patienten zu erhalten. Im Prinzip haben wir – auch wenn ich das Wort nicht mag – einen ganzheitlichen Ansatz. Wir wollen wissen, ob alle Organe funktionieren. Denn ein noch so gut eingestellter Zuckerwert ist nichts wert, wenn der Blutdruck zu hoch ist. Ich versuche, Medizin 3.0 zu betreiben. Je früher man Herz-Kreislauf-Erkrankungen diagnostizieren kann, desto effektiver kann man ihr Fortschreiten stoppen. Die Basis dafür ist eine gezielte Diagnostik, mit der sich Risikofaktoren oder Schädigungen zunächst belegen und im Verlauf beobachten lassen. Neben den genannten Parametern, die im Zentrallabor gemessen werden, interessieren uns außerdem spezifische Informationen über kardiovaskuläre Risikofaktoren. Um diese zu messen, nutzen wir das AFIAS-System in unserer Praxis.

Welche Messungen führen Sie mit dem AFIAS-System durch?

Wir bestimmen damit BNP als Spiegel der Pumpleistung des Herzens, D-Dimere als Frühwarnsystem für Blutgerinnsel und natürlich auch Troponin. Troponin aber nur, wenn ein Patient akut Beschwerden hat und wir denken, dass er möglicherweise gerade einen Infarkt hat. Kürzlich haben wir das Messspektrum erweitert und bestimmen nun im Rahmen der kardialen Vorsorge auch Vitamin D und Testosteron. Testosteron ist für das Endothel, die Innenschicht der Arterien, wichtig. Wenn der Schutz nicht mehr richtig funktioniert und es zu Schäden kommt, dann kann das natürliche Cholesterin zum Problem werden. Es oxidiert in der Innenschicht der Arterien und fördert das Andocken von Monozyten in der Gefäßwand. Das kann zur Plaque­bildung führen und so das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen. Kurz gesagt: Testosteron hat eine Endothel-Schutzfunktion. Auch ein Vitamin-D-Mangel erhöht nachweislich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie einen Schlaganfall und kann über Vitamin-D-Substitution leicht behoben werden. Sie sehen, teils ist es sehr einfach, das Herz effektiv zu schützen.

Wieso haben Sie sich für das AFIAS-System entschieden?

Unser Ziel war es, ein einziges System anzuschaffen, das alle für uns relevanten Werte auf einmal messen kann. Und deshalb sind wir auf die Multiparameterlösung von AFIAS aufmerksam geworden. Denn es ist natürlich klar, dass es nicht nur Platz spart, wenn wir anstelle von mehreren Systemen nur ein einziges anschaffen, sondern auch viel Zeit. Mit dem AFIAS-System können wir alle für uns wichtigen Parameter parallel bestimmen, und zwar sehr zuverlässig sowie mit hoher Präzision. Um dies zu prüfen, haben wir unsere Point-of-Care-Messungen mit den Werten aus unserem Zentrallabor gegengecheckt und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Korrelation sehr hoch ist.

Was ist für Sie der Vorteil,zuverlässige POCT-Technik in der Praxis direkt einzusetzen?

Früher konnte man ein- oder zweimal in der Woche zum Blutabnehmen zum Hausarzt gehen, frühmorgens und nüchtern. Beim nächsten Termin wurden die Ergebnisse besprochen. Das hat sich alles überholt. Dank der Point-of-Care-Messungen haben wir heute jederzeit die Möglichkeit, viele relevante Werte schnell vor Ort zu bestimmen, und das erwarten unsere Patienten auch von uns. Als Mediziner profitiere ich ebenfalls davon, aktuelle Befunde als Grundlage für das Patientengespräch zu nutzen. Es steigert die Qualität unserer Sprechstunde enorm, da wir die dia­gnostische Lücke möglichst klein halten können und beim Erstgespräch nicht mit leeren Händen dastehen. Logischerweise haben Gespräche einen viel höheren Wert, wenn ich meinen Patienten sofort aktuelle Befunde präsentieren kann. Ich kann sagen: Da stehen Sie! Wo wollen Sie hin? Das können wir tun!

Wie hat sich der Einsatz von POCT auf den Workflow in Ihrer Praxis ausgewirkt?

Wir haben den gesamten Workflow unserer Praxis darauf ausgerichtet. Grundsätzlich läuft es so: Wir nehmen jedem Patienten, der zum Check-up kommt, Blut ab. Ein Teil des Blutes geht ins Zentrallabor für Parameter, die wir nicht selbst bestimmen können. Nach dem Blutabnehmen geht der Patient dann noch weiter zum EKG. Etwa 20 Minuten, nachdem der Patient zu uns in die Praxis gekommen ist, können wir mit den aktuellen Befunden der AFIAS-Messungen das Gespräch beginnen. Wir haben das System im Praxisalltag routinemäßig integriert. Am liebsten würde ich alles hier selbst bestimmen. Das geht technisch leider nicht. Aber alles, was ich selbst machen kann, mache ich selbst. Und da bin ich froh, dass ich das AFIAS-System mit verlässlichen Werten habe. Am Ende muss sich das natürlich auch rechnen: Es muss bezahlbar bleiben und es braucht dafür Personal, Geräte und Räume. Aber ich glaube, wir haben ein attraktives Modell gefunden. Derzeit werden die Ergebnisse noch am Gerät ausgedruckt und manuell ins System übertragen. Unsere IT arbeitet aber daran, diesen Vorgang zu automatisieren. Alles, was automatisierbar ist, verhindert Fehler bei der Datenübertragung.

„So stehen wir beim Erstgespräch nicht mit leeren Händen da. Das macht das Arbeiten für uns Ärzte befriedigender“

Dr. med. Engin Osmanoglou

Summary

  • Das private Facharzt- und Klinikzentrum MEOCLINIC in Berlin ist auf die Vorsorge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen spezialisiert
  • Der ärztliche Leiter und Kardiologe Dr. med. Engin Osmanoglou setzt für die direkte Analytik auf POCT-Technik
  • Mit dem AFIAS-System ermittelt er Parameter, die individuelle Risikofaktoren aufzeigen
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