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Eine echte Entlastung

XTRA-ARTIKEL AUSGABE 2/2022

Die Asklepios Klinik Seligenstadt reagiert auf den Fachkräftemangel mit Einrichtung eines POCT-Labors. Wie das Team dadurch entlastet wird und eine schnellere Versorgung gelingt, erklären Laborleiterin Victoria von der Au und Dr. Nicole Koch, Leiterin der zentralen Notaufnahme

Text: Verena Fischer

An einem sonnigen Julitag im hessischen Seligenstadt: Bei 23 Grad Celsius im Schatten biegen sich Fachwerkhäuschen über die engen Gassen. Vom Bahnhof ist das Gelände der Asklepios Klinik Seligenstadt in etwa fünf Minuten zu Fuß erreichbar. Direkt hinter dem Haupteingang des großen Klinikkomplexes befindet sich das Ziel, und Laborleiterin Victoria von der Au öffnet die Tür zu ihrem Arbeitsbereich.

„Hier setzen wir die gesamte Routinediagnostik der Klinik um“, berichtet die studierte Molekularbiologin. Sie deutet auf die einzelnen Systeme in dem hellen, etwa 60 Quadratmeter großen Raum. „Hier befindet sich die Klinische Chemie, hier die Gerinnungsanalytik und hier die Hämatologie.“ Außer von der Au sind noch zwei weitere Mitarbeitende im Labor. „Insgesamt sind wir zu fünft“, erzählt die 26-Jährige. „Ein Kollege arbeitet wie ich in Vollzeit, die drei anderen MTLAs sind in Teilzeit bei uns.“ Es klopft, und Dr. Nicole Koch, Leiterin der zentralen Notaufnahme, kommt herein. Mit ihr zusammen wollen wir uns das neue Point-of-Care-Labor anschauen – eine Komplettlösung von Hitado.

Kein Platz? Kein Problem

Wir laufen einige Gänge entlang: Das POCT-Labor ist inmitten der zentralen Notaufnahme untergebracht. Etwa vier Quadratmeter mit einer Arbeitsplatte, auf der sechs Point-of-Care-Systeme Platz finden, ein Bürostuhl und ein Reagenzienkühlschrank reichen aus, um die Notfalldiagnostik außerhalb der Kernarbeitszeiten des Kliniklabors zu gewährleisten. Der Raum sei zuvor eine Art Abstellkammer gewesen, erzählt Koch. „Ein großer Vorteil ist, dass wir hier eine Klimatisierung haben“, sie deutet zur Decke. Denn im Hochsommer müsse sichergestellt werden, dass die Geräte nicht überhitzen und es dadurch nicht zu Fehlern kommt.

Personalmangel als Engpass

Bei dem Aufbau sei es nie darum gegangen, das Routinelabor zu ersetzen, erklärt von der Au. Vielmehr sei der Aufbau des POCT-Labors eine Reaktion auf den Fachkräftemangel.

Denn MTLAs sind ebenso wie viele andere Fachkräfte schwer zu finden, „umso mehr, wenn es Nachtdienste gibt“, sagt die Laborleiterin. „Als ich hier anfing, war das Labor noch rund um die Uhr geöffnet“, berichtet von der Au, die seit Januar an Bord ist. „Das war für unser kleines Team aus fünf Personen mit drei Teilzeitkräften natürlich schwer umsetzbar.“ Mit dem neuen POCT-Labor ist es gelungen, auf feste Kernarbeitszeiten von Montag bis Sonntag zwischen acht und 17 Uhr umzustellen.

„Das ist für uns eine große Entlastung“, bestätigt von der Au. Vor allem seit Pandemiebeginn ließen sich Engpässe immer schwerer kompensieren. „Externe Labore waren wegen der Covid-Testungen phasenweise komplett ausgelastet“, erinnert sich Notaufnahmeleiterin Koch. „Eine zeitnahe Befundung der Proben ließ sich teils nur schwer umsetzen. Und das ist natürlich gerade für uns in der Notaufnahme problematisch.“ Die Arbeit sei mit der Pandemie

zudem für ihr Team anstrengender geworden: „Es traf zeitweise eine sehr hohe Anzahl an Patienten auf ein Minus an Personal, weil Mitarbeiter krankheitsbedingt ausgefallen sind“, erinnert sich die Internistin.

In zwei Wochen zum Ziel

Um die personal- und kapazitätsbedingten Engpässe zu kompensieren, musste eine Alternative oder besser Ergänzung zum Kliniklabor gefunden werden. Und die sah wie folgt aus: „Wir haben uns im Ärzteteam zunächst einmal zusammengesetzt und die Notfallparameter festgelegt, die wir unbedingt benötigen“, sagt Koch. „Das war recht schnell erledigt. Unser Ziel war es dann, die Messungen mit einer möglichst geringen

Geräteanzahl umzusetzen.“ Anschließend wurde ein geeigneter Point-of-Care-Anbieter gesucht. „Wir haben uns dann sehr schnell für Hitado entschieden“, berichtet von der Au. „Hier konnten wir einfach alles aus einer Hand bekommen: die Systeme, den Service, den technischen Support. Das hat uns überzeugt. Außerdem entsprach das Angebot an Systemen unseren Vorstellungen am besten.“ Nach der Kontaktaufnahme mit Hitado ging alles ganz schnell: „Die Systeme wurden installiert, und dann war eine Umstellungszeit von zwei Wochen angesetzt. Danach musste alles einwandfrei funktionieren“, berichtet von der Au, die in enger Zusammenarbeit mit Hitado den Auf- und Umbau hauptverantwortlich mitbetreut hat. „Meine Aufgabe bestand auch darin, das Pflegepersonal zu schulen, und mittlerweile haben wir ein POCT-Team etabliert, das ausschließlich für die Probenbearbeitung verantwortlich ist.“ „Das war zu Beginn natürlich auch für unser Team eine Umstellung“, erinnert sich Koch. „Mittlerweile freuen sich die Kollegen aber darüber, denn die Labortätigkeit ist eine willkommene Abwechslung zum sonstigen Pflegealltag.“

Die Eingewöhnung ist geschafft

Heute ist es so, dass nachts und an den Wochenenden geschulte Pflegende die Analysen im POCT-Labor durchführen. „Pro Nacht werden von etwa 20 Patienten die Proben analysiert“, berichtet Koch. „Dieser Umfang lässt sich mit den Systemen sehr gut umsetzen.“ Die Bedienung der POCT-Systeme ist sehr intuitiv und benutzerfreundlich, sodass eventuelle Probleme leicht gelöst werden können.

„Bei der Schulung des Pflegeteams war es mir wichtig, nicht nur die Bedienung der Geräte zu erklären, sondern auch auf mögliche Fehlerquellen und Alarmwerte hinzuweisen“, ergänzt von der Au. „Es ist entscheidend, dass Mitarbeiter im POCT-Labor wissen, bei welchen Werten sofort gehandelt werden muss. Und es ist wichtig, Gründe für Normabweichungen zu kennen.“ Denn hin und wieder sei auch die Präanalytik der Grund für auffällige Messergebnisse, beispielsweise wenn Proben zu lange stehen.

Wenn in Ausnahmefällen Nachtdienste im Kliniklabor durch Engpässe nicht besetzt werden konnten, mussten Proben an externe Labore versendet werden. Dank des POCT-Labors ist dies nun nicht mehr nötig. „Früher hat es in solchen Fällen bis zu vier Stunden gedauert, bis Ergebnisse bei uns ankamen. Jetzt sind es höchstens noch 30 Minuten, so können wir Patienten zügiger und sicherer betreuen“, betont Koch, die seit 2015 am Standort in Seligenstadt tätig ist. „Während die Nächte für uns im Labor jetzt frei sind, gibt es tagsüber mehr zu tun“, fügt von der Au hinzu. „Wir starten morgens damit, den POCT-Arbeitsplatz aufzubereiten und Reagenzien zu bestellen, dann müssen die Systeme regelmäßig gewartet werden. Aber das nehmen wir für die besseren Arbeitszeiten gern in Kauf.“

Sechs Systeme für alle Fälle

Jetzt schauen wir genauer hin: Welche Systeme braucht es, um die Notfallversorgung abzudecken? Von der Au nimmt Platz: „Das hier ist der NX600 für die Klinische Chemie“, sagt sie und öffnet die vordere Klappe des Systems. „Im Gegensatz zum Vorgängermodell muss nicht mehr jede Pipette einzeln eingesetzt werden, sondern es passt ein ganzes Set hinein.“ Auch sei die Anwendung stark automatisiert, vor allem im Hinblick auf die CRP-Messung. „Mit dem Nexus bestimmen wir Procalcitonin und TSH, der Abrazo misst die Gerinnungsparameter und mit dem pocH-100i lassen sich kleine Blutbilder erstellen.“ Die Laborleiterin rutscht mit dem Stuhl zur Seite: „Das hier ist der Triage für D-Dimer und hs-Troponin.“ Sie präsentiert, wie man eine Test-CD mit der Probe befüllt und diese dann in das System einliest. „Das geht alles recht schnell und einfach. Die längsten Analysen dauern 30 Minuten. Dann haben wir alle Ergebnisse.“

Und Koch erklärt: „Den Parameter hs-Troponin lassen wir sonst ebenfalls im Routinelabor bestimmen. Für uns war klar, dass wir zudem im POCT-Labor den Wert hochsensitiv messen wollen. Denn dadurch lässt sich abschätzen, wie dringlich Patienten behandelt werden müssen. Es verkürzt sich dadurch unter Umständen auch der Aufenthalt in der Notaufnahme.“ Bleibt noch ein kleines System am Rande der Arbeitsplatte – dies sei für die Covid-Testungen dabei, erklärt von der Au.

Anbindung an das KIS

Bisher ist das POCT-Labor noch nicht an das Klinikinformationssystem angebunden. Dies wird aber der nächste Schritt sein. „Die KIS-Anbindung wird uns die Arbeit noch mal sehr erleichtern“, sagt von der Au. „Denn aktuell scannen wir die Ergebnisse händisch ein. Das ist dann bald nicht mehr nötig.“ Mit dem Service von Hitado ist die Laborleiterin zufrieden: „Der Support ist wirklich sehr, sehr gut“, bestätigt sie. Auch die Technikabteilung sei immer sofort zur Stelle, wenn Hilfe gebraucht wird. „Und darauf sind wir ja auch angewiesen. Probleme müssen einfach schnell gelöst werden, damit die Patientenversorgung gewährleistet bleibt.“

 

Summary

  • Die Asklepios Klinik Seligenstadt baut als Reaktion auf den Fachkräftemangel auf eine POCT-Komplettlösung
  • Am Wochenende und in der Nacht ersetzt das POCT-Labor das klinikinterne Routinelabor, was MTLAs und die Notaufnahme entlastet

 

Fotoquelle: Wolfgang Stahr

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