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XTRA-ARTIKEL AUSGABE 2/2021

 

Ob in Hämatologie oder Urindiagnostik: Für die Steuerung und Vernetzung digitaler Systeme hat Sysmex ein integriertes Softwarekonzept entwickelt

Text: Meinhard Spott

Das integrierte Softwarekonzept (Extended IPU) übernimmt die Steuerung des kompletten Proben- und Datenmanagements, die Vernetzung verschiedener Laborstandorte und das Workflow-Management innerhalb eines Standorts. Inzwischen mehr als 400 Krankenhäuser und Verbünde, niedergelassene Labore sowie Speziallabore in Deutschland, Österreich und der Schweiz nutzen die modulare und skalierbare Software zur Steuerung aller angeschlossenen Sysmex Systeme.

Seit vielen Jahren bewährt ist die technische und biomedizinische Validation des Systems, die die verschiedenen Messkanäle der Sysmex Analysensysteme berücksichtigt und Proben-Workflows steuert. In klinischen Studien gewinnen wir neue Erkenntnisse über die Einsatzmöglichkeiten der Blutbildparameter, verrechnen diese mit Hilfe von Algorithmen zu Scores und stellen sie als wertvolles Forschungstool den behandelnden Ärzten zur Verfügung. Die Berücksichtigung von Patienteninformationen in Kombination mit den Daten der Geräte können künftig wertvolle Hinweise zur weiterführenden Diagnostik liefern. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch kundenspezifische Regelwerke, die eine Anpassung an individuelle Patientenkohorten oder Einsender ermöglichen. Daneben erlaubt Caresphere™ ein erweitertes Labormanagement. Die webbasierte Anwendung vereint unter anderem die dezentrale Verwaltung des QC-Managements sowie die Überwachung vieler weiterer Geräteparameter zur vorausschauenden Reduzierung von Systemausfallzeiten.

Vernetzung von Standorten

Die Softwaremodule – etwa die Ergebnisvalidation, die manuelle und digitale Morphologie sowie dezentrale Messungen und Gerätesysteme – können in unterschiedliche Netzwerkumgebungen integriert werden. Auch aktive Client-Systeme sowie virtuelle Umgebungen sind möglich. Über eine Laborhierarchie sind Benutzer- und Zugriffsrechte einfach und standortübergreifend ein zurichten und zu verwalten. Dabei hilft die Sysmex Software zu jeder Zeit, Transparenz über die Systeme zu behalten und Optimierungspotenzial von Workflows zu erkennen. Viel positives Feedback gibt es dazu von den Anwendern. „Ein besonderer Pluspunkt ist, dass wirklich nur pathologische Proben zu validieren sind, was eine hohe Zeitersparnis darstellt“, erklärt Karin Burgmair, Laborleiterin bei Bioscientia im Regionallabor Karlsfeld bei München. „Zum Patienten oder zu den Ergebniswerten können auch Kommentare in die Extended IPU eingegeben werden. Somit muss kein Mitarbeiter diesen Aufwand noch zusätzlich im LIS tätigen“, betont die Laborleiterin.

Es spart viel Zeit, dass wirklich nur pathologische Proben zu validieren sind

Karin Burgmair, Laborleiterin Bioscientia

Konzepte, die auf Basis klinischer Studien wertvolle Hinweise liefern

Die folgenden exemplarischen hämatologischen Fragestellungen beruhen auf klinischen Studien:

1. Erhöhte MCHC-Werte

Das CBC-O Konzept** hilft, die Ursachen einer erhöhten MCHC (z. B. Kälteagglutinine, Hämolyse, Lipämie) zu identifizieren und Interferenzen zu minimieren. Zugrunde liegt die Publikation von Berda-Haddad et al. (2017) [1]. Durch eine automatische Reflexmessung bei 41°C im RET-Kanal wird die Ursache einer MCHC-Erhöhung identifiziert und im Report angezeigt. Das führt zu einer Standardisierung des Workflows mit Qualitätssteigerung, geringerer Turnaround Time (TAT) und weniger Personalbindung.

2. Monozyten-Workflow-Optimierung (MWO)*

MWO* bietet die Möglichkeit, reaktive Monozytosen von Monozytosen malignen Ursprungs zu unterscheiden. Erhöhte Monozyten-Zählungen generieren zusätzliche manuelle Arbeit im Labor. Es müssen Blutausstriche angefertigt und beurteilt werden, um diese Unterscheidung tätigen zu können. Nach einer Publikation von Schillinger et al. (2018) [2] wurde ein Score entwickelt, der das Management der Monozytosen bei Erwachsenen verbessern kann. Ein Warnhinweis über die Extended IPU weist den Benutzer darauf hin, einen manuellen Blutausstrich zu erstellen und zu begutachten, um dysplastische Anomalien in allen Zelllinien zu identifizieren. Wird kein Warnhinweis ausgegeben wird eine reaktive Monozytose angenommen, die keine Ausstrich-Begutachtung erfordert.

3. Infektionsmanagement

Ein hochsensibles Flagging ermöglicht eine hohe Spezifität und Sensitivität bei der Erkennung von WBC-Besonderheiten und Anormalitäten. Parameter der optionalen Anwendung Extended Inflammation Parameter (EIP) quantifizieren und charakterisieren den Aktivierungsstatus der Leukozyten-Subpopulationen und geben einen frühen Einblick in die Immunantwort. Der RUO* Intensive Care Infection Score (ICIS) gibt Hilfestellung und Unterstützung, um die Herausforderungen der Infektionsdiagnostik zu managen. So kann ICIS* laut Weimann et al. (2015), eine bakterielle Infektion von nichtinfektiöser systemischer Entzündung bei Patienten auf der Intensivstation unterscheiden.

Integration

Möglichkeiten zur Integration bieten sich etwa bei der HBA1c-Messung. Dafür wird ein Regelwerk genutzt, das Auffälligkeiten in Chromatogrammen anhand von Flagging-Meldungen erkennt. Einen weiteren Schritt zur Voll-automatisierung ermöglichen der Sysmex Probensortierer TS-10 oder der ATRAS SL Sortierer, die für die richtige Verteilung und Aussortierung der Proben sorgen. Digitale Lösungen bietet Sysmex allen Kunden an, unabhängig von der Laborgröße, egal ob 50 oder 20.000 Proben pro Tag bearbeitet werden. Ein Beratungsteam unterstützt Labore bei Neukonzeptionierung und Veränderungsprozessen.

Summary

  • Das Softwarekonzept generiert eine digitale Abbildung der Labor-Workflows, Validation von Einzelparametern und Konzepten auf Basis klinischer Studien
  • Die digitalen Services ermöglichen die Vernetzung unterschiedlicher Laborstandorte

Fotoquelle: istock, privat

 

* RUO – nur für Forschung – Der Hersteller hat keinen Zweck der In-vitro-Diagnostik festgelegt. Daher ist eine interne Validierung in den Einrichtungen erforderlich, bevor Informationen verwendet werden, um eine Diagnose zu stellen oder über die therapeutische Behandlung zu entscheiden.

** Die Workflow Optimierungskonzepte können Nicht-IVD-Parameter enthalten. MWO und CBC-O sind optionale Anwendungen.
 

Literatur

[1] Berda-Haddad et al. (2017): Increased mean corpuscular haemoglobin concentration: artefact or pathological condition? Int. Jnl. Lab. Hem. 2017, 39, 32–41

[2] Schillinger F et al. (2018): A new approach for diagnosing chronic myelomonocytic leukemia using structural parameters of Sysmex XN analyzers in routine laboratory practice. Scand J Clin Lab Invest: 78(3): 159.

[3] Weimann K et al. (2015): Intensive Care Infection Score – A new approach to distinguish between infectious and noninfectious processes in intensive care and medicosurgical patients. J. Int Med. Res. 43(3): 435–51

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