Scientific Kalender Oktober 2025
Erblicher Brustkrebs: Wie Gen- und Molekulartests die Prävention und Früherkennung unterstützen können
Wissen Sie, wie hoch für Träger von BRCA-Mutationen das Risiko ist, an Brustkrebs zu erkranken?
50–60 %, je nach BRCA-Variante
50–80 %, je nach BRCA-Variante
40–60 %, je nach BRCA-Variante
40–80 %, je nach BRCA-Variante
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Patientengeschichte – Teil 1
Nachdem bei ihrer Schwester Brustkrebs diagnostiziert wurde, beschloss eine junge Frau, sich aktiver um ihre eigene Gesundheit zu kümmern. Als Mutter war ihr bewusst, welche Bedeutung es hat, die erbliche Brustkrebsveranlagung testen zu lassen, und nach einer genetischen Beratung unterzog sie sich einer Blutanalyse auf Keimbahnmutationen. Leider fiel das Ergebnis positiv für die BRCA1-Mutation aus.
Wegen des damit verbundenen erhöhten Risikos, an Krebs zu erkranken, riet ihre Frauenärztin ihr zu verschärfter Wachsamkeit. Sie empfahl ihr, die Mammografie um eine Magnetresonanztomografie(MRT)-Bildgebung zu ergänzen und in kürzeren Abständen zur Vorsorge zu kommen.
Schon zwei Jahre später wurde bei einer Vorsorgeuntersuchung eine kleine Raumforderung in der rechten Brust entdeckt. Eine Biopsie und molekulare Subtypisierung mit MammaTyper® bestätigten die Diagnose eines invasiven, dreifach negativen Mammakarzinoms.
Dies zeigt beispielhaft, wie genetische und molekularanalytische Tests zur frühen Erkennung von Krebserkrankungen beitragen können. Bei manchen Patienten beginnt der Kampf gegen den Brustkrebs schon lange vor der Erstdiagnose.
Das ist der Stand der Geschichte, wie er auch in der Druckversion des Sysmex Scientific Calendar erschienen ist. Wenn Sie nun erfahren möchten, wie es für die Patientin weiterging, lesen Sie einfach weiter.
Patientengeschichte – Teil 2
Nachdem die junge Frau ihre Diagnose eines dreifach negativen Mammakarzinoms erhalten hatte, riet man ihr zu einer neoadjuvanten systemischen Therapie. Der Tumor war zwar weniger als 2 cm groß, doch die Krebsart galt als aggressiv, weshalb diese Empfehlung ausgesprochen wurde.
Da die Patientin sich für die Zeit nach der Krebstherapie noch ein Kind wünschte, entschied sie sich, vor Beginn der Therapie Eizellen entnehmen und einfrieren zu lassen.
Nach Abschluss der systemischen Therapie zeigte die Bildgebung eine Verkleinerung des Tumors, der daraufhin vollständig operativ entfernt werden konnte. Bei demselben Eingriff wurden auch die Sentinel-Lymphknoten reseziert und nach der OSNA-Methode analysiert. Erfreulicherweise zeigten die Lymphknoten keine Streuung.
Nachdem die junge Frau also von ihrem Brustkrebs geheilt war, beschloss sie, ihre Familienplanung weiterzuverfolgen, und unterzog sich einer in-vitro-Fertilisation. Diese war erfolgreich und führte zur Geburt ihres zweiten Kindes, einer Tochter.
Auch 25 Jahre später ist die Geschichte der Patientin positiv verlaufen: Beide Kinder haben sich inzwischen auf ihre erbliche Krebsveranlagung testen lassen, und bei beiden waren die Bluttests negativ – keins von beiden trägt eine pathogene BRCA-Mutation.
Wissenschaftliche Hintergrundinformationen
BRCA1- und BRCA2-Proteine und ihre Rolle für die Behebung von DNA-Schäden und für das Krebsrisiko (1,2)
Die Proteine BRCA1 und BRCA2 sind essenziell für die zelluläre Reaktion auf DNA-Schädigung (DDR; DNA damage response) – sie vermitteln die erhaltende Reparatur von DNA-Doppelstrangbrüchen über den Reparaturweg der homologen Rekombination.
Funktionsverlustmutationen in den BRCA1- und BRCA2-Genen, die durch somatische Mutationen oder epigenetisches Silencing (Stilllegung) verursacht wurden, machen die Zellen abhängig von alternativen, fehleranfälligen, unzuverlässigeren DNA-Reparaturmechanismen und erhöhen so das Potenzial für genomische Instabilität und Tumorgenese.
Mutationen in BRCA1 und BRCA2 werden dominant vererbt. Zwar wird typischerweise nur ein mutiertes Allel vererbt, doch reicht dies bereits aus, um aufgrund der beeinträchtigten DNA-Reparaturkapazität einem signifikant erhöhten Krebsrisiko ausgesetzt zu sein.
Das erbliche Brust- und Eierstockkrebs-Syndrom (HBOC) (1)
Das erbliche Brust- und Eierstockkrebs-Syndrom (HBOC; hereditary breast and ovarian cancer syndrome) wird durch eine pathogene Keimbahn-Variante in BRCA1 oder BRCA2 verursacht und ist durch ein erhöhtes Risiko für mehrere maligne Erkrankungen gekennzeichnet. Hierzu zählen Brust-, Eileiter-, primär peritoneale und ovariale Krebserkrankungen bei Frauen ebenso wie Bauchspeicheldrüsen- und Dickdarmkrebs, Melanome, Prostata- und Brustkrebs bei Männern.
Tabelle 1: Geschätzte Lebenszeitrisiken für Menschen mit einer pathogenen BRCA1- oder BRCA2-Variante
Krebsart | Risiko in der Allgemeinbevölkerung | Risiko bei BRCA1- oder BRCA2-Mutation |
Brust | 12% | 40%–80% |
Eierstöcke | 1%–2% | 11%–40% |
Brust beim Mann | 0.1% | 1%–10% |
Prostata | 15%–18% | up to 39% |
Pankreas | 0.5% | 1%–7% |
Literatur
[1] BRCA1 and BRCA2 in Ovarian Cancer: (2025): ESMO Biomarker Factsheet | OncologyPRO
[2] Arun B et al. (2024): British Journal of Cancer; 131:1400–1414.